Aus der „Mainpost“:

„Beziehung schafft Zukunft“ – mit diesem Leitspruch sandte die christliche Gemeinschaft in Schloss Craheim (bei Stadtlauringen, Dekanat Rügheim) kurz vor Ostern einen Brief an ihre Gäste und Freunde aus dem gesamten Bundesgebiet und verband damit eine Unterschriften-Aktion. Nun fand laut einer Pressemitteilung im fürstlichen Ambiente des Schlosses die Übergabe durch Pfarrer Heiner Frank an den Vizepräsidenten der Landessynode Dekan Hans Stiegler statt. Auch der Bürgermeister des Marktes Stadtlauringen, Friedel Heckenlauer, war vertreten.

Der Hintergrund: Im Jahr 1968 wurde im Schloss Craheim von Christen verschiedener konfessioneller Herkunft und geistlicher Prägung das „Lebenszentrum für die Einheit der Christen“ gegründet. Unter dem Motto „Begegnung mit Gott, mit mir, mit anderen“ werden im besonderen Ambiente des Schlosses ca. 50 Seminare und Freizeiten jährlich angeboten – Eheseminare, Seelsorge-Tagungen, Freizeiten für Teens, Junge Erwachsene und Familien. Mit 50 weiteren Gastgruppen – Kirchenvorstände, Hauskreise, Firmen – zählt das Tagungshaus jährlich über 8500 Übernachtungen mit Gästen aus ganz Deutschland, mehr als die Hälfte davon aus Bayern.

Die Arbeit vor Ort wird von einer Lebensgemeinschaft getragen. 1982 wurde mit Dieter Endres ein Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern nach Craheim entsandt, um die vielfältige Arbeit auf dem Hügel zu verantworten und mitzugestalten – sowohl als Geistlicher Leiter der Tagungsstätte mit ihren heute 32 Angestellten als auch als Leiter der Gemeinschaft, der momentan 21 Personen angehören. Seit 1992 ist die Kirche Eigentümer des Anwesens, das von einer weiten Landschaft in der fränkischen Toskana umgeben ist. Im Jahr 2000 übernahm Pfarrer Heiner Frank die Aufgaben von seinem Vorgänger.

Eine offizielle Pfarrstelle ist es nicht, taucht buchhalterisch bei der Kirche auf einer gesonderten Liste auf, die aber nun Ende 2020 auslaufen soll. Somit steht die Finanzierung eines zukünftigen Pfarrers am Ort auf dem Spiel. Da kamen die Craheimer auf eine Idee, verfassten einen Brief und schickten diesen an Gäste und Freunde in ganz Deutschland mit dem Aufruf zur Unterstützung durch ihre Unterschrift. „Unser Wunsch ist es, die Kirche darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig uns und unseren Freunden die Weiterfinanzierung eines Pfarrers in Craheim ist. Vielleicht wird es ihr ja auch zu einem Herzensanliegen,“ sagt Ruben Sill, einer der verantwortlichen Mitarbeiter in Craheim.

In den darauffolgenden Wochen landeten täglich Briefe mit einer oder mehreren gefüllten Listen im Postkasten. Am Dienstag nun wurden die Unterschriftenlisten zusammen mit einem Anschreiben übergeben. In der Kuppelhalle des Schlosses war ein Empfang bereitet, bei dem Pfarrer Frank in seiner Ansprache die Wichtigkeit der Weiterfinanzierung eines Pfarrers in Craheim betonte. „Der Zuspruch durch so viele Menschen von außen tut natürlich gut. Wir wollten keine online-Petition. Das wäre einfacher, aber nicht so persönlich“ so Pfarrer Heiner Frank. „Über 1200 Unterschriften sind zusammen gekommen. Das mag auf den ersten Blick nicht viel erscheinen. Aber hinter jedem Namen steht ein Gast und Freund, der sich persönlich für die Sache einsetzt.“

Anschließend bekam Bürgermeister Heckenlauer das Wort: Als Amtsträger könne er natürlich keine Position beziehen, doch als Christ bekenne er klar seine Unterstützung für dieses Anliegen. „Jesus hatte seine Jünger quasi als Marketing-Manager, die durch ihr Leben und Verkünden Werbung für das Christentum machten. Heute sind dies die geistlichen Leiter, Pfarrer und Priester, die das Wort verkündigen und den Menschen in ihrem Leben Orientierung geben. Die Kirche sollte sich wirklich überlegen, ob sie beim Personal sparen will.“

Auch Dekan und Vizepräsident der Landessynode, Hans Stiegler, äußerte seine Unterstützung und bestärkte seine Worte durch die Unterschrift auf der Liste. Craheim sei für so viele Menschen schon über viele Jahre ein Ort des Segens und der Ermutigung, so Stiegler. Dass es einen Pfarrer hier am Ort gebe, habe eine Signalwirkung. Auch im derzeitigen PUK-Prozess („Profil und Konzentration“) innerhalb der ELKB spiele das Tagungshaus eine wichtige Rolle: „Die Kirche der Zukunft ist eine Kirche, die im Raum ist. Menschen verorten sich nicht mehr fest in einer Ortsgemeinde. Sie sind unterwegs.“ Dazu seien solche geistlichen Zentren nötig, in denen Menschen Stärkung und Ermutigung ihres Glaubens erfahren und dann Zuhause einbringen. Und wie geht es nach der Übergabe der Unterschriften weiter? Nun ist die Kirche am Zug. Es muss darüber entschieden werden, ob sie der Bitte nachkommt. Sollte das der Fall sein, wird es auch nach Dezember 2020 auf Schloss Craheim einen Pfarrer geben, der durch die Kirche finanziert wird.